MINI² - Die ComMINIty

Normale Version: technische Frage n. Unfall - an die Spezialisten
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Grüß Euch,

ich hoffe jemand hier kann mir weiterhelfen.

Mein Kleiner hatte im Jahr 2013 Bekanntschaft mit einem Motorradfahrer gemacht, welcher mir in die rechte hintere Seite gekracht ist und es mich dann nach links über eine Insel gedonnert hat  Confused 
Bild anbei  - Achse gebrochen etc.
Er wurde dann in der Werkstatt (nicht bei Mini) wieder instandgesetzt.  Auf der Richtbank war er auch, alles OK.
Seither - und da kam ich erst viel später drauf, ist der Kleine links hinten ca, 1cm tiefer, als auf der rechten Seite (Abstand Radmitte, Kotflügelkante).
Der Einbau des Gewindefahrwerks bestätigte dies, da ich auf der linken Seite ca. 2,5 - 3cm höher drehen muss, als rechts, damit er gleich da steht. Das war vorher nicht der Fall

Was bitte kann dafür verantwortlich sein, wenn der Rahmen doch ok ist?
Im Anhang ein Auszug, was getauscht wurde

Der Meister der Mini Werkstatt hatte ihn dann neben einem anderen R56 Works auf der Bühne und meinte, dass dann eigentlich nur mehr der Hinterbau etc, in Frage kommt, da dieser auch nicht getauscht wurde. Er sei sich ziemlich sicher, aber garantieren kann er es nicht.

http://www.bmw-etk.info/teile-katalog/pr...41/41_1769

kann das sein bzw. macht das Sinn? Das wäre ein teurer Spaß dies nachträglich reparieren zu lassen, sodass ich da schon gerne vorher Gewissheit hätte. Das Zeug müsste ja auch vorher lackiert werden.

danke! lg Twin
War der Dom hinten in Ordnung? Weil kann ja eigentlich nur am oberen Befestigungspunkt liegen, der jetzt wohl genau die Diff. höher ist als auf der unbeschadeten Seite.
Dom war ok, er war ja auf der Richtbank. Das war zunächst auch mein Gedanke. Kann man das ohne Richtbank nachprüfen? Kommt man da irgendwie hin um nachzumessen? Evtl stimmt die Info ja nicht
Wenn er auf der Richtbank war - gibt's da evtl. auch Messprotokolle der wichtigsten Befestigungspunkte (Hinterachsträger, Längslenker, Domlager, Stabi etc.) an der Karosserie?
(07.02.2020, 11:19)Twin schrieb: [ -> ]Der Einbau des Gewindefahrwerks bestätigte dies, da ich auf der linken Seite ca. 2,5 - 3cm höher drehen muss, als rechts, damit er gleich da steht.

Warum hast du das damals so akzeptiert?

Wenn man eine krumme Karosserie auf gleichmäßige Höhen am Radlauf zwingt, indem man am Gewinde dreht, dann hat man zwangsläufig ganz heftig ungleiche Radlasten, und die resultieren unweigerlich in Schieflauf und/oder einem schief stehenden Lenkrad, sofern die Spur (statisch, auf dem Papier) korrekt eingestellt ist (und sie nicht rundum bei Null liegt). Um jetzt das Lenkrad geredezustellen, muss dann die Spur "schief" eingestellt werden (also links/rechts ungleich), was mglw. auch gemacht wurde. Wie auch immer, eine Lösung ist das nicht. Wenn damals der Job auf der Richtbank nicht anständig gemacht worden ist, dann kann man das theoretisch nachholen. Ich würde allerdings das Auto verkaufen.

Mal so nebenbei, hat der Motorradfahrer das überlebt?
1 cm tiefer ist nichts, die Messtoleranzen liegen schon deutlich höher. Fachgerecht wird auch nicht einmal gemessen, sondern mehrfach, wobei man das Fahrzeug immer wieder mehrfach ein- und ausfedern lässt. Es wird niemals zweimal nacheinander exakt gleich hoch stehen bleiben! Der Mittelwert aus mehreren Messungen sollte dann innerhalb der Vorgaben liegen (Quelle: Das habe ich im Fahrzeugtechnikstudium gelernt)

Zusätzlich frage ich mich aber, warum Dich plötzlich eine selbst bei Neuwagen normale Abweichung bei der Fahrzeughöhe stört? Was war denn die letzten sechs oder sieben Jahre? Egal, Dich stört heute die unterschiedliche Karosseriehöhe, also zu Deiner Beruhigung noch ein paar wichtige Informationen:

Jede Karosserie arbeitet, "verbiegt sich" salopp gesagt über die Jahre. Das ist natürlich u. a. abhängig von der Belastung, aber das ist völlig normal. Deswegen kann es je nach Reifenverschleiß Sinn machen, alle paar Jahre oder wenn das Verschleißbild zu ungleichmäßig ist das Auto mal vermessen und einstellen zu lassen. Das letzte Mal habe ich das beim Yaris meiner Tochter machen lassen. Der zog minimal schief, lag aber mit allen Messwerten noch vollständig innerhalb der Toleranzen. Minimal nachgestellt und besser zentriert fuhr der Yaris danach spürbar besser geradeaus, das minimale Schiefziehen war weg. Das war ein Auto, das absolut unfallfrei war, der Wagen hatte nicht einmal Kratzer an Felgen oder Radkappen von ungeschicktem Einparken oder so. Alles normal, alles gut!

Die von Dir festgestellte Höhenabweichung könnte auch auf einem ungeigneten Untergrund bei der Höhenmessung beruhen. Wirklich glatte, d. h. ebene Böden werden nur den wenigsten Leuten zur Verfügung stehen. Unter freiem Himmel gibt es die sowieso nicht und als Industrieböden auch nur sehr selten, weil exakt ebene Böden extrem teuer sind und nur mit großem Aufwand und sehr hohen Kosten gebaut werden können. Genau deshalb werden sie nur äußerst selten gebaut. Der übliche Werkstattboden ist ordentlich wellig, auch wenn man die Abweichungen meist nicht sieht und sie auch nicht stören. Man stellt sie aber z. B. fest, wenn man etwa eine Hebebühne montiert und zur Ausrichtung unterschiedlich hohe Unterlagen braucht. Der normale wellige und unebene Werkstattboben wird die Höhenmessung immer beeinflussen. (Quelle: Praktische Arbeit als Maschinenschlosser und viele Jahre später als für den Fuhr- und Maschinenpark zuständiger Werkstatt- und Lagerleiter in einem Betrieb für Industrieböden)

Also: Mach Dir keine Sorgen, Deinem Auto geht es gut, da braucht nicht ein Teil getauscht zu werden. Lediglich das Vermessen und Einstellen könnte Sinn machen, gerade bei verstellbaren Fahrwerken ist das nicht ungewöhnlich. So ein Fahrwerk richtig gut einzustellen ist keine Sache von einer halben Stunde wie bei Serienfahrwerken, also fahren sicher 90 % der Autos mit verstellbaren Fahrwerken nur mit ziemlich gut, aber eben nicht perfekt eingestellten Fahrwerken herum. Das ist allerdings nicht weiter problematisch, das ist allenfalls ein Schönheitsfehler.


Gruß Michael
Vielen Dank für eure Kommentare!
Ein Protokoll wird es geben, angefordert oder gesehen hab ich es jedoch nicht.

Eingestellt und vermessen wurde natürlich. Mehrmals bereits, da ich schön öfter die Höhe verändert hab. Die Werte passen alle und sind in der Toleranz.

Auch war ich auf der radlastwage, bereits mit der angepassten Einstellung von links 2,5 - 3cm höher als rechts am Gewinde. Auch auf die Gewichtsverteilung hat es keinen Einfluss. Das passte auch.

Was dazukommt ist, dass auch das linke hintere Rad ca 1,5cm weiter innen steht, als das rechte, vorher war das auch nicht, wenn mir der meister sagt das sei ok aufgrund und des achssystems beim mini, will ich das nicht so recht glauben. Ein paar mm Ok, aber 1,5cm? Der achsträger hat ja fixe befestigungspunkte, also das kanns nicht sein.

Ich mache noch Bilder um es zu verdeutlichen. Ja, die werte sind alle ok, daher wärs egal, aber das stört mich eben und es war vorher nicht so. Also irgendwas ist da nicht OK, tippe auch am Dom, was solls denn sonst sein?

Meint ihr, würde man evtl was sehen wenn man die Innenverkleidung hinten abnimmt?

Lg twin
Michael, fast alles richtig, was du da sagst. Twin schrieb allerdings, es seien "2,5 - 3cm".
Bei einer Federrate von etwa 35 N/mm entspricht das schon einem Delta von fast 100 kg.
Nun kann es natürlich sein, dass die Radlasten (li/re bzw. diagonal gerechnet) durch den
Unfall krumm waren, klar. Aber wenn ich dann den Höhenstand gemessen an der Radlauf-
kante per Gewindefederteller auszugleichen versuche, dann wird das Radlastendelta noch
schlimmer. Jeder, der regelmäßig Vermessungen einschl. Radlastwaage macht, weiß das
aus eigener Erfahrung. Und 100 kg Differenz, bspw. vorne links 400 kg und vorne rechts
300 kg, die merkt man deutlich, vor allem bei hohen Vor- oder Nachspurwerten. Bei vielen
Tieferlegungsfreaks ist die Methode, den Ausgleich per Gewinde durchzuführen, dennoch
sehr beliebt, und man kann deshalb gar nicht oft genug davor warnen. Es weiß halt nicht
jeder was er tut, und Radlastwaagen stehen ja auch nicht gerade an jeder Ecke.
Warum jetzt laut Twins letztem Beitrag die Radlasten trotzdem in Butter sind, das weiß
ich mangels Daten auch nicht. Aber vielleicht werden wir ja aus dem Protokoll schlauer,
mal vorausgesetzt es ist noch greifbar. Oft hat es leider Gründe, wenn eine Werkstatt es
dem Kunden nicht mitgibt.
Was mich mehr irritiert sind die 6 bis 7 Jahre zwischen dem Unfall und den aktuellen Problemen. Was war denn in den ganzen Jahren?


Gruß Michael
(08.02.2020, 12:43)Twin schrieb: [ -> ]... Auf der Richtbank war er auch, alles OK.
... auf der linken Seite ca. 2,5 - 3cm höher drehen muss, als rechts, damit er gleich da steht. Das war vorher nicht der Fall.
...
Was bitte kann dafür verantwortlich sein, wenn der Rahmen doch ok ist?
...
Der Meister ... meinte, dass dann eigentlich nur mehr der Hinterbau etc. in Frage kommt, da dieser auch nicht getauscht wurde. Er sei sich ziemlich sicher, aber garantieren kann er es nicht.


(08.02.2020, 12:43)Twin schrieb: [ -> ]... Was dazukommt ist, dass auch das linke hintere Rad ca 1,5cm weiter innen steht, als das rechte, vorher war das auch nicht, wenn mir der meister sagt das sei ok aufgrund und des achssystems beim mini, will ich das nicht so recht glauben. Ein paar mm Ok, aber 1,5cm?  Der achsträger hat ja fixe befestigungspunkte, also das kanns nicht sein.

Ich mache noch Bilder um es zu verdeutlichen. Ja, die werte sind alle ok, daher wärs egal, aber das stört mich eben und es war vorher nicht so. Also irgendwas ist da nicht OK, tippe auch am Dom, was solls denn sonst sein?

Meint ihr, würde man evtl was sehen wenn man die Innenverkleidung hinten abnimmt? ...

Die Aussage, dass der Mini auf der Richtbank war, ist keine Garantie für eine einwandfreie Reparatur (eigene Erfahrungen, denn ich hatte in der Branche zu tun). Die hängt einzig von der Qualität der Ausführung ab. Die Karosseriefirmen, die permanent Unfallschäden beseitigen, liefern normalerweise ordentliche Arbeit, soweit sich der Karosseriebauer mit den Richtwerkzeugen auskennt, sie einzusetzen weiß und Interesse an seinem Job hat. Ansonsten kann das Ergebnis schnell schiefgehen. Bei Werkstätten, die in der Ecke der Halle eine dick verstaubte Richtbank zu stehen haben, die nur ein- oder zweimal im Jahr hervorgerollt wird, sieht es anders aus. Da ist das Fachwissen häufig nicht vorhanden (ist genauso verstaubt!) und die Praxis fehlt. Wo Dein Mini damals gelandet ist, weiß ich nicht.

Übung macht den Meister und das gilt ganz besonders bei Karosserieinstandsetzungen. Man muss genau wissen, was man und wie man es macht, mit welchen Werkzeugen und wo z. B. mit dem Dozer oder anderen Hydraulikpressen am Fahrzeug anzusetzen ist. Beim Ziehen sind ständig mehrere Messpunkte/-stellen zu kontrollieren, ob und wo sich etwas verändert, oft auch mit Überraschungsmomenten, die man vorher nicht erwartet hat. Diese Überwachung scheint bei Deinem Mini nicht beachtet worden zu sein. Genau genommen dürfte er, abhängig vom Richtsystem, noch auf den Richtelementen gekippelt haben und wurde so trotzdem von der Richtbank genommen.
Je genauer die Richtung der Krafteinwirkung beim Unfall bestimmt werden kann (das sollte in Deinem Fall eigentlich nicht schwer gewesen sein), desto besser das Resultat beim Ziehen in exakt der Gegenrichtung. Wurde die Hinterachse auch auf der rechten Seite vom Motorradfahrer beschädigt oder gab es nur den linksseitigen Aufprall am Bordstein?

Ich gehe davon aus, dass der Rahmen nicht vollständig instandgesetzt wurde. Die jetzige Aussage, "dass dann eigentlich nur mehr der Hinterbau etc. in Frage kommt", ist wenig konkret und deshalb nicht hilfreich. Etwas auf gut Glück auszutauschen, macht keinen Sinn. Vorher muss präzise lokalisiert werden, wo die Ursache für den Höhenunterschied und Seitenversatz herrührt.

Eigentlich gibt es nur die Möglichkeit, nochmals die Hinterachse auszubauen und den Mini erneut auf die Richtbank zu stellen, um den Fehler zu finden. Je nach verwendetem Richtsystem sind dann eventuell noch weitere Demontagen (z. B. am Vorderwagen) zu machen, um neutrale Orientierungspunkte zur Ausrichtung zu erhalten.

Alternativ wäre eventuell auch eine Komplettvermessung auf einem "Hightech-Prüfstand" möglich. Ob diese alle notwendigen Daten ohne Demontagen liefern kann, die bei Deinem Mini benötigt werden, weiß ich allerdings nicht.
Ich habe vor einiger Zeit bei einem "Crashkurs" einer Fahrzeugvermessung eines 7er BMWs mit mitlenkender Hinterachse in einer BMW/Mini-Niederlassung teilgenommen. Dabei werden jede Menge Mess- und Einstellwerte ermittelt, kontrolliert, abgeglichen und können dann verändert werden. Ob es ein vergleichbares Softwareprogramm für den Mini gibt (mit entsprechend geringerer Datenvielfalt) ist mir leider nicht bekannt. Das könntest Du erfragen. Wenn ja, wäre so der Fehler einfacher ohne größeren Demontageaufwand aufzudecken.

Beide Varianten sind kostenintensiv. Meiner Meinung nach sind die Abweichungen aber zu gravierend, um sie so zu lassen. Gerade mit diesem Wissen ist der Spass am Mini doch erheblich getrübt, aber 7 Jahre nach dem Unfall musst Du Dir darüber im Klaren sein, dass alle anfallenden Reparaturkosten aus eigener Tasche zu zahlen sind!


... und zu Deiner letzten Frage: Ich würde es machen,  vielleicht gibt es neue Erkenntnisse, auch über die Qualität der erledigten Richtarbeiten!
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