20.04.2008, 20:46
CooperS schrieb:
multikulti ist dadurch ja auch die küche in Hamburg von afghanisch bis xinesisch

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CooperS schrieb:
Hamburger Abendblatt schrieb:Hamburgs erster "Italiener"
Dierk Strothmann über das Wagnis des Francesco Cuneo aus Genua
Von Dierk Strothmann
Ein Freudenhaus war es schon immer, das Gebäude mit der Nummer 11 in der Davidstraße auf St.Pauli. Zunächst hatten dort Seeleute aus aller Welt ihren Spaß mit Bräuten für eine Nacht. Seit 102 Jahren, genau seit dem 5. Mai 1905, sind es Freuden der etwas anderen Art: Gaumenfreuden. Da servierte ein gewisser Francesco Antonio Cuneo aus Genua im ersten italienischen Ristorante Deutschlands hausgemachte Pasta, Ciabatta und Vino. Für alle, die ein Bierchen bevorzugten, hing draußen ein Schild, auf dem stand "Bill Bräu".
Cucina á la Mamma Maria
Ansonsten aber machte Francesco Cuneo nicht viele Kompromisse. Bei ihm sollte es zugehen wie in der Heimat in Ligurien, weshalb es in den ersten Jahren neben "Cucina á la Mamma Maria" so viel Lärm gab, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte - auch Canzone, schließlich war Cuneo mit einer "Banda" von Straßenmusikanten an die Elbe gekommen. Heute gibt es mehr als 300 "Italiener" in Hamburg. Damals war die Eröffnung einer Trattoria ein Wagnis. Wer wusste schon, was eine Pizza, Lasagne oder Canneloni waren? Das änderte sich erst, als die ersten italienischen Gastarbeiter nach Deutschland kamen und später Eisdielen oder Pizzerien eröffneten. Und die Deutschen wollten zu Hause hin und wieder einmal italienisches Flair erleben.
Hochzeit mit St.-Pauli-Original Hein Köllisch
Das "Cuneo" musste harte Zeiten durchstehen, ehe es seinen Status als "Kult-Italiener" mit hohem Schickeria-Faktor eroberte, denn die Adresse in unmittelbarer Nachbarschaft der Reeperbahn und der Herbertstraße war und ist umstritten. Ein Pluspunkt war, dass ein weibliches Mitglied des schnell wachsenden Cuneo-Clans mit dem St.-Pauli-Original Hein Köllisch verheiratet war. Schlägereien zwischen Seeleuten, Arbeitern und Zuhältern waren damals fast so alltäglich wie heute das Schaulaufen der Promis, deren Auftauchen normalerweise das Todesurteil für Originalität und Qualität bedeutet.
Doch nicht im "Cuneo", wo der Enkel des Gründers, der 1943 geborene Franco Cuneo, streng darauf achtet, dass alles so bleibt, wie es immer schon war. Die "Ravioli á la Rosa", eine Erfindung von Francos Tante, werden wie schon in den 20er-Jahren angeboten. Und häufig trifft man den Maler Bruno Bruni, der das "Cuneo" sein "zweites Zuhause" nennt. Der ist schließlich Italiener und weiß, wo man gut feiert, trinkt und speist - er übrigens am liebsten "Scampi a la Bruni", Garnelen mit weißen Bohnen.
erschienen am 5. Mai 2007