Nabönd ihr alle !
@ Andreas
Sowas ist wirklich nicht einfach. Ich spreche da sozusagen als "Betroffene".
Mein kleiner Bruder, hatte vor 7 Jahren mit damals 21 Jahren auf dem nächtlichen Heimweg einen schweren Wildunfall mit seinem Auto. Dabei hat er sich sozusagen mit dem Auto um nen Baum gewickelt
Er konnte sich unter Schock aber noch selbst aus dem Auto befreien, da er wohl bis zu dem Zeitpunkt nur (
) ne gebrochene Rippe und ein paar Schnittwunden hatte.
Da vor ihm seine Freunde fuhren, dachter er sich, dass er am besten am Strassenrand Richtung Stadt läuft, denn die Jungs werden schon merken, wenn er nicht mehr im Rückspiegel zu sehen ist und fahren dann zurück um zu schauen, was los ist.
Diese eigentlich sinnvolle Entscheidung hat ihn fast das Leben gekostet.
Die Strasse verlief durch ein eher dunkles Waldstück und ein ihm entgegenkommender VW-Bus hat ihn wohl nicht gesehen, umgefahren und 60 m mitgeschleift, dabei war er mit dem Kopf unter dem Auto eingeklemmt.
Das Ende vom Lied: Hubschrauber, Uni-Klinik, Not-OP und künstliches Koma und Diagnose schweres Hirntrauma (also Hirnblutung etc.). Das Problem war nur, dass die Ärzte ihn nach 2 Wochen trotz mehrerer Versuche nicht aus dem Koma bekamen. Er fiel für ca. ein halbes Jahr ins Wachkoma. Niemand wusste, was wird, ob er in diesem Stadium bleiben würde oder vielleicht doch noch sterben würde.
Kurz und bündig: Er musste auch alles neu lernen, sich bewegen, essen, laufen, von reden und schreiben ganz zu schweigen.
Aber der Kleine hats nach ca. 1,5 Jahren Reha geschafft und ich bin stolz wie Bolle auf ihn !
Ich weiß ehrlich nicht, ob ich das an einer Stelle genauso gepackt hätte
Geblieben sind ihm Spastik, ein kaum vorhandenes Kurzzeitgedächtnis, sehr eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit. Er ist zwar seit dem Unfall auf Dauer erwerbsunfähig (und das als wohl ehemals arbeitsverrücktester Mitarbeiter Deutschlands, der selbst im Urlaub in der Firma rumgeschraubt hat
), aber er ist heute in der Lage ein eigenständiges Leben zu führen.
Geschafft hat er das durch seinen unbändigen Willen, durch seine Kraft aber auch vorallem durch die Familie und seine (wenigen) verbliebenen Freunde. Die Kombination aus eigenem Willen und Unterstützung durch Familie und Freunde war das Allerwichtigste.
Und wenn seine Freunde am WE nur mal kurz in der Klinik vorbeikamen, ihn samt Rollstuhl ins Auto gepackt haben und auf ein Eis mitgenommen haben. DAS zählt und hat ihn aufgebaut, hat ihm die Kraft gegeben für ein Leben "da draussen" zu kämpfen !
Ich möchte manchmal nicht wissen, was das Pflegepersonal dort gedacht hat, wenn wir ihn mit nach draussen genommen haben und als Training stundenlang Rommee gespielt haben und uns zusammen fast totgelacht haben, weil der Kerl uns nach und nach eiskalt abgezockt hat!! Das verzeih ich ihm bis heute nicht
Dafür muss er jetzt imme erstmal Hardcore-Knuddelattacken aushalten, wenn ich mal bei ihm zu Besuch bin
Solche Erlebnisse zeigen einem, dass man sich selbst nicht immer so wichtig nehmen sollte.
Also, wenn Du die Möglichkeit hast, sei für ihn da, auch wenns nur ab und an ist. Das gibt ihm ne Menge, weil es Verbindung zum normalen Leben ist
Sorry für den langen Text und den Pathos, aber das musste ich einfach mal schreiben.