[Onkel Willi]

Die Nacht verrinnt, der Tag beginnt,
die Sorgen noch die Gleichen sind,
die da auch schon gestern waren,
du kämpfst mit ersten grauen Haaren.
Der Stuhl ist selten, dafür weich,
an Träumen arm, an Kohle reich.
Früher war's mal umgekehrt,
das Einzige, was du begehrt,
das waren Mädchen jeder Art,
ob Blond, ob Rot, ob stramm, ob zart.
Da stand das Ding noch jede Stund,
da war die Prostata gesund.
Heut hast du Sex, doch meist allein,
soll es das gewesen sein?
Was ist passiert, wie kam's dazu?
Zu deiner Frau , sagst du nur Kuh.
Da gab es doch mal andre Zeiten,
ihr wolltet euch doch niemals streiten,
habt rebelliert, getanzt, gelacht
und oft den Tag im Bett verbracht.
Euch war der nächste Tag egal,
habt euch geliebt und das total.
Ihr wolltet nie erwachsen werden,
jetzt sitzt ihr da, vor all den Scherben
und wisst nicht, wie ihr's kitten sollt,
nein sowas habt ihr nie gewollt.
Der Alltag hat euch aufgefressen,
ihr habt geackert, wie besessen,
um was zu schaffen, materiell,
die Träume platzen da sehr schnell.
Wie komm ich da nur wieder raus,
fragst du dich tagein, tagaus.
Du flüchtest dich in Alkohol,
dein bester Freund, ja der ist toll,
denn er versteht dich, denkst du dir,
weil er verscheucht die Sorgen mir.
Am nächsten Tag ist's doppelt schlimm,
der Kopf ist schwer, der Rausch dahin,
fährst ins Büro voll deprimiert,
dann plötzlich ist es schon passiert,
da knallt dir voll n MINI drauf,
das Schicksal nimmt jetzt seinen Lauf.
Du gehst zum Unfallgegner hin,
nach Rache steht dir grad der Sinn.
Dann steigt sie aus, Gott ist sie schön,
sowas hast du lang nicht mehr geseh'n.
Dir tut es leid, du stotterst nur,
sie lächelt, das verwirrt dich pur.
Ihr tauscht die Nummern kurz und knapp,
dann kommt der Notdienst, schleppt sie ab.
Du fährst dann weiter, denkst an sie,
hast Glücksgefühle, wie noch nie.
Sie war so süß, so hübsch, so heiß,
denkt sie an dich? Wer weiß...
Wohl eher nicht, das wär zu schön,
du möchst sie gerne wiederseh'n.
Du nimmst das Handy, suchst ihre Nummer,
du traust dich nicht und bist voll Kummer,
weil du dir denkst, sie ist zu schön
und will dich eh nicht wiederseh'n.
Was du nicht weißt, ihr geht es ähnlich,
mann ist das Leben manchmal dämlich.
Der Tag vergeht, es zieh'n die Stunden,
hast in den Trott zurückgefunden.
Du willst nach Haus, hast sie verdrängt
und fühlst dich wieder voll beengt,
da plötzlich dieser grelle Ton,
ne SMS am Telefon.
Wer kann das sein, wer schreibt dir bloß,
die Neugier, die ist riesengroß.
Dann liest du es und bist verwirrt,
hat sich da wer im Text geirrt?
"Hallo unbekannter Mann,
ich denk den ganzen Tag daran,
wie wir uns in die Augen sah'n.
Ich weiß, es klingt wohl sehr vermessen,
doch kann ich Sie nicht mehr vergessen.
Es ist mir peinlich sie zu fragen,
ob sie vielleicht die Zeit heut haben,
mit mir in ein Cafe zu geh'n,
ich möchte sie gern wiederseh'n."
Du setzt dich hin und glaubst es nicht,
ist das echt, was da dein Handy spricht???
Nach langem Zögern, traust du dich
und schreibst ihr "ja, doch, sicherlich,
wir könn'n uns treffen, kurz nach acht,
ich hab hier grade Schluß gemacht."
Der Treffpunkt, der ist schnell gefunden,
ihr redet viel, es geh'n die Stunden.
Ihr Lächeln dich so fasziniert,
du bist ein wenig irritiert,
weil du so mächtig glücklich bist,
was das doch für ein Wahnsinn ist.
Der Abschied naht, du kannst nichts machen,
jetzt vergeht dir schnell das Lachen,
bist Gentleman , bringst sie zur Tür,
ihr steht im Hausflur jetzt bei ihr.
Ihr seht euch an, es knistert stark,
in deiner Hose wird es hart.
Als sie es spührt, schließt sie die Augen,
Gefühle, die die Sinne rauben,
durchzucken euch, ihr wollt es jetzt,
da plötzlich ein Gräusch versetzt,
dich voll in Frust,
wo ist die Gier, wo ist die Lust???
Was ist passiert , was klingelt da?
Nur langsam nimmst du es jetzt wahr.
Die Nacht verrinnt, der Tag beginnt,
die Sorgen noch die Gleichen sind...

Großartiger Denker und Dichter aus dem Müritzkreis, Oktober 2009...

Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, sind nicht frei erfunden und schon gar nicht rein zufällig...