[CrazyIrish]

Was sagt Ihr habe ich beim Spiegel gefunden


Vor einem Jahr brachte BMW die 1er-Baureihe auf den Markt. Das neue Einstiegsmodell der Bayern - Werbespruch: Das Prinzip Freude - verkaufte sich seither mehr als 135.000-mal. Jetzt rollt die Topvariante des Kompaktwagens heran: mit einem 3-Liter-Sechszylindermotor

Imagepflege kann so einfach sein. BMW zum Beispiel braucht dazu nur zwei Dinge: den neuen 3-Liter-Reihensechszylinder, der bereits in der 3er-, 5er- und 6er-Baureihe eingesetzt wird. Und dann den ebenfalls noch recht neuen 1er. Das macht zusammen den 130i, ein Auto, das beinahe zu bersten droht vor lauter Sportlichkeit und wunderbar zu einer Marke passt, die von sich selbst unablässig das Bild ewiger Dynamik und Sportlichkeit sowie nie nachlassender "Freude am Fahren" zeichnet.BMW ist klug genug, dieses Image nicht zu karikieren. Das neue Auto fährt zunächst einmal als Durchschnittsmodell vor: ein fünftüriger Kompaktwagen im unauffälligen Gewand. Aber eben mit 265 PS hinter der typischen Doppelniere im Kühlergrill - und damit im Grunde ein Rennwagen, an dem nur noch Startnummer und Sponsorenaufkleber fehlen. "Es ist ein 1er in Reinkultur", sagt Peter Henrich, der Produktmanager der kleinsten BMW-Baureihe. Das Auto fügt sich perfekt ein in die Selbstinszenierung der Münchner, die selbst ihr Basisprodukt hemmungslos auf Rasanz trimmen.

Reihensechszylinder: 161 Kilo schwer und 265 PS stark

Reihensechszylinder: 161 Kilo schwer und 265 PS stark
"Es gibt durchaus Leute, die extreme Fahrdynamik schätzen", sagt Henrich über die angepeilte Kundschaft, die das Auto ab 17. September beim Händler begutachten kann. Etwa fünf Prozent der 1er-Modelle, so das angestrebte Ziel, sollen künftig vor Kraft kaum rollen können - sprich: den Sechszylinder unter der Haube tragen. Bis auf die beiden Auspuff-Endrohre und das Typenschild sieht man dem Wagen nicht an, dass er austrainiert ist bis in die Stoßfänger. Selbst das M-Sportpaket (Aufpreis 2100 Euro), mit dem sich das Auto durch Spoiler, Schweller sowie Sportsitze etwas mehr von den schwächeren Varianten differenzieren lässt, ist ein schönes Beispiel für die dezente Zurückhaltung.

Mag die äußere Erscheinung auch unspektakulär sein, das Fahren im 130i ist das Gegenteil. Der Motor knurrt und ab 4000 Umdrehungen pro Minute setzt ein wildes Fauchen ein. Die Maschine lässt sich bis 7000 Touren ausdrehen, das Beschleunigen ist ein Erlebnis. Zwar kann man mit diesem Auto bei freier Strecke auf der Autobahn bis zu 250 km/h schnell fahren. Doch zum Erlebnis wird der Wagen auf winkligen Landstraßen, im Rhythmus von Beschleunigen, Bremsen, Kurvenkratzen. Hier wird auch der grundsätzliche Unterschied dieses Autos zu allen anderen Kompaktmodellen spürbar: der Heckantrieb nämlich.

Fahrzeugschein
Hersteller:
BMW
Typ:
130i
Karosserie:
Kompaktwagen, fünftürig
Motor:
Reihensechszylinder
Hubraum:
2.996 ccm
Leistung:
195 kW

265 PS
Drehmoment:
315 Nm
Von 0 auf 100:
6,1 s
Höchstgeschw.:
250 km/h
Verbrauch (ECE):
9,2 Liter
Kraftstoff:
Superbenzin
Kofferraum:
330 Liter
umgebaut:
1.150 Liter
Preis:
32.500 EUR
Die Schwärmerei fürs wirklich spritzige Vorankommen im 130i wird gedämpft, wenn zum Beispiel ein dahinzuckelnder Traktor den Vortrieb hemmt, Überholen gerade unmöglich ist und die Gedanken weg von der nächsten Kurve und hin zum Sinn solcher Maschinen schweifen. Außer der Allerweltsfloskel Fahrspaß fällt einem dazu nichts ein. Denn der Wagen schluckt bei zügiger Fahrweise ordentlich Sprit - auf unserer Testrunde errechnete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 12,4 Liter - jagt 221 Gramm Kohlendioxid je Kilometer durch den Auspuff. Wenn aus dem Autoradio dazu die Meldungen von Spritverteuerungen und Naturkatastrophen aufgrund von Klimaveränderungen dringen, ist das dann nicht mehr lustig.

Wobei es da in diesem Sinn weitaus üblere "Spaßautos" gibt als den BMW 130i, dessen bullenstarker Motor vergleichsweise sparsam und sauber läuft. Im Vergleich zum Vorgängertriebwerk etwa reduzierten die Ingenieure das Gewicht der Maschine durch den Einsatz von Magnesium und Aluminium um zehn auf 161 Kilogramm. Die Leistung jedoch stieg um 27 PS, der Verbrauch allerdings wurde um zwölf Prozent gesenkt. Gründe dafür sind zum Beispiel eine neue Öl- sowie Wasserpumpe, die elektrisch betrieben werden und nur dann in Aktion treten, wenn sie wirklich gebraucht werden. Daneben arbeitet der Motor mit einer stufenlos variablen Nockenwellenverstellung sowie damit verbundenen variablen Öffnungszeiten der Einlassventile. All diese Details sorgen für zweierlei: horrende Leistung und verglichen damit moderate Verbrauchs- und Abgaswerte.

1er-Heck: Dezenter Dachspoiler und Doppelauspuff

1er-Heck: Dezenter Dachspoiler und Doppelauspuff
Umfangreich ist auch die Sicherheitsausstattung des Autos, die sich unter anderem aus sechs Airbags, ABS, EPS, elektronische Bremskraftverteilung, zweistufiges Bremslicht, Bremsbelagverschleißanzeige sowie einer Reifenpannenanzeige zusammensetzt. Die Innenausstattung verströmt selbstredend Sportlichkeit, wo es nur geht: Rechts neben dem Cockpit (Tachoskala bis 260) sitzt der Startknopf, die wenigen Zierteile am Armaturenbrett sind in Aluoptik gehalten, und das Lenkrad ist klein (37 Zentimeter Durchmesser) und vor allem dick wie eine Regensburger Stadtwurst. Dort, in Regensburg, wird der 1er auch gebaut.




Einsteigen: ...weil dieses Auto ein Fahrgefühl und eine Sportlichkeit vermittelt wie kein anderes in dieser Klasse.

Aussteigen: ...weil die Antwort, warum ein Kompaktauto 265 PS haben sollte, noch niemals schlüssig beantwortet wurde.

Umsteigen: ...aus anderen Krawallbrüdern aus der Kompaktklasse wie VW Golf GTI, Opel Astra OPC und so weiter...

Das Auto ist teuer, 32.500 Euro kostet das Basismodell des 130i, und selbst für Sportfahrwerk (280 Euro), Sportsitze (550 Euro) oder Xenonlicht (790 Euro) werden Aufpreise berechnet. BMW hält dagegen, dass die Wartungskosten für den 130i ziemlich gering sein werden. Die Argumente: Es gibt keinen Zahnriemen, der gewechselt werden müsste, keine Ventilspieleinstellung, einen wartungsfreien Keilriemen und eine rostfreie Abgasanlage aus Edelstahl. Zudem gibt es für das Auto keine festen Serviceintervalle mehr, sondern der Bordcomputer meldet - je nach Fahrstil und Beanspruchung - wenn es mal wieder Zeit ist, einen Boxenstopp einzulegen.

Apropos Boxenstopp. Der Vergleich des 130i mit einem Rennwagen ist gar nicht so abwegig. Im nächsten Sommer wird im holländischen Zandvoort eine spezielle Rennserie für genau dieses Auto gestartet. BMW unterstützt die Initiative der Rennstrecke. Imagepflege ist manchmal wirklich ein Klacks.