[Twin]

Grüß Euch,

kann mir jemand sagen, welches Bauteil am FW für die Stärke Rollneigung (Wanken in Kurven) verantwortlich ist.
Die Feder? oder ist es eine Kombi aus Feder + Dämpfer?

im KW ist das Setup grundsätzlich super voreingestellt für sportliche Landstraßen, lediglich in Kurven merkt man die starke Rollneigung.
Was würde hier Abhilfe schaffen?  macht das ein KW 2 besser ?  Von der einstellbaren Zugstufe hätte ich hier keine Vorteile oder? Diese regelt ja nur das Ausfedern

lg Twin

[alfshumway]

Muss man nicht auch den Stabilisator in die Betrachtung einbeziehen?

[ichweißeswirklichnicht]

Man müsste noch erheblich mehr in die Betrachtung einbeziehen, aber es geht
ihm ja um das, was er an seinem KW Variante 2 einstellen kann. Federraten und
Stabilisatoren sind fix. Trotzdem macht es zum besseren Verständnis Sinn, etwas
über den Tellerrand zu blicken.

Vorweg: Kauf dir am besten das Buch "Fahrdynamik in Perfektion" von Wolfgang
Weber. Wer etwas tiefer durchblicken will, der liest im Anschluss auch "Competition
Car Suspension" von Allan Staniforth und "Driving on The Edge" von Michael Krumm.
Man kann sich einiges davon natürlich auch mühsam im Web zusammensuchen, und
dabei den Müll auszusortieren, diese Bücher zu lesen ist deshalb viel zielführender.

Maßgeblich für die objektive = messbare Rollneigung (umgangssprachlich Seitenneigung)
sind:

- die Lage der Rollzentren an VA und HA (beide liegen nicht auf einer Höhe)
- die Lage des Schwerpunktes
- die Federraten an VA und HA
- die Stabilisatorraten an VA und HA
- vor allem im Falle Mini auch die Länge und Federraten der Anschlagpuffer

Etwas weniger wichtig: Die Federraten der Reifen. Völlig unerheblich: Die Dämpferraten.

Letztere spielen dafür aber eine Rolle, wie schnell sich die Karosserie neigt, und deshalb
sind sie auch sehr maßgeblich für die empfundene (subjektive) Seitenneigung. Aus diesem
Grund wohl auch die Frage.

Ich spare mir jetzt mal eine ausführliche Erläuterung der Rollzentren. Nur so viel: Das sind
die geometrischen Zentren, um die sich die Karosserie neigt. Das Dumme dabei ist, dass sie
nicht konstant sind, sondern sich mit dem Ein- und Ausfedern sowie darum auch mit einem
Tieferlegen bewegen/verändern. Ganz besonders unglücklich: Insbesondere bei einfachen
Fahrwerkskonstruktionen wie den populären und auch am Mini an der VA eingesetzten
Federbeinen senkt sich das Rollzentrum beim Einfedern (und Tieferlegen) deutlich stärker
ab als der Schwerpunkt. Das bedeutet nichts anderes, als dass eine Tieferlegung kontrapro-
duktiv ist, und sie gar keine Minderung der Rollneigung bringt, sondern sie sogar die Seiten-
neigung erhöht (sofern die Federraten gleich bleiben). Ich denke, die allermeisten Käufer
von Tieferlegungsfedern und Gewindefahrwerken erwarten das Gegenteil. Das Marketing
der Tuningteilehersteller leistet hier in Sachen Verdummung leider ganze Arbeit.
Stärkere Stabilisatoren wirken hingegen direkt der Seitenneigung entgegen. Bei gleichseiti-
gem Einfedern bleiben sie dafür unwirksam, was dem Komfort zu gute kommt. Es ist deshalb
deutlich erträglicher, dicke Stabis einzubauen als mit höheren Federraten der Seitenneigung
entgegen zu wirken. Rundstreckenrennwagen sind ganz eine andere Baustelle, die klammere
ich hier aus.

Somit liegt die Lösung für dich auf der Hand:

Schraub dein KW etwas hoch, vor allem vorne, weil da erstens mehr Masse sitzt und zweitens
nur eine Federbeinkonstruktion sitzt - das erhöht die Rollzentren. Dazu kannst du auch die
Dämpfer zwei bis vier Klicks strammer stellen. Das verbessert immerhin die subjektiv empfun-
dene Rollsteifigkeit. Du wirst spüren, wann es dir auf schlechten Straßen zu hart wird.
Und falls dir das noch nicht reichen sollte, dann könntest du schließlich noch dickere Stabilisa-
toren nachrüsten. Sie bringen mit Abstand am meisten.
.

[daffy_duck]

Grundsätzlich ja.Der Stabi ist nichts anderes als ein Drehstab, der zwei bewegliche Punkte miteinander verbindet. Aber: der Stabi ist fix. Will sagen, der kann nicht ausleiern oder ähnliches - nur die Gummis können Ärger machen. Davon kommt aber kein (gefühltes?) stärkeres Rollen.

[alfshumway]

Ein zunehmendes Wanken würde wohl nicht vom Stabi verursacht werden, das stimmt.
Beeinflussen bzw. reduzieren könnte man es mit dickeren Stabis, die dem mehr entgegenwirken. Irgendwo hatte ich hier mal eine Auflistung der verschiedenen Stabi-Durchmesser vo. und hi. gepostet, vom Serien- über sportl. FW-Abstimmung bis zum JCW Zubehör-FW-Stabi.

[Twin]

vielen Dank für Eure Infos.

wie erwähnt, fahre ich aktuell ein KW1, da ist aktuell nichts mit verstellen.
Auto ist der R56 JCW mit "Sport FW", sprich ich hab schon, die zumindest von Werk aus stärkeren Stabis.

Höhe ist jedenfalls TÜV Höhe, evtl. sogar etwas darüber, müssten um die 33cm Abstand Radmitte/Kotflügelkante sein. Das ist human und passt.

Eigentlich hätte ich es daher auch auf folgende Frage beschränken können

Wechsel ich mein FW (KW1) auf ein ST XTA, verbesser ich mit damit die Rollneigung, wenn der Rest (Fahrzeughöhe, Stabis) gleich bleibt?

lg Twin

[ichweißeswirklichnicht]

Kommt darauf an. Konkret kommt es auf die Federraten an,
inwiefern sie höher sind als die des V1. Wenn du Glück hast
stehen in den Gutachten die Federraten (mglw. codiert als
Teil der Federnbezeichnungen). Du könntest sie auch bei KW
erfragen. Wenn du beide Gutachten hier hochlädst, dann
können wir dir beim Entziffern helfen.

Wer eine deutliche Minderung der Rollneigung möchte, der
kommt um den Einbau dickerer Stabis von Eibach, ST oder
H&R nicht herum. Der Unterschied ist damit deutlich spürbar,
gefühlt hat man damit überhaupt keine Seitenneigung mehr.

Im Übrigen halte ich 330 mm schon für einigermaßen tief. Mit
340 mm wäre die Rollneigung voraussichtlich geringer, vmtl.
erlaubt das Gutachten ohnehin nicht mehr als das. Ich würde
jedenfalls aufs Maximum gehen, damit hat man auch mehr Ein-
federweg.

Sorry, ich dachte beim Verfassen meines vorigen Beitrags du
hättest ein V2, könntest also zumindest die Zugstufe einstellen.

[Twin]

die wenigsten nehmen aber einen Stabitausch vor, zumindest lest man nicht viel darüber.

auch bei den Powerminis nicht. Evtl. wäre dies echt in einem akzeptablen Rahmen, auch für Touristenfahrten, wenn man zumindest ein härteres FW verbaut hat.

anbei die Gutachten. Die Federn unterscheiden sich jedenfalls, was jetzt nicht die große Überraschung ist.
Die Federrate bestimmen und daraus einen gewissen Härte- bzw. Rollunterschied auszumachen schon eher.  

lg Twin

[ichweißeswirklichnicht]

Twin, du musst aber schon lesen, was ich schreibe. Und dir dann überlegen,
auf wen du hören willst. Auf "die Meisten" - i.d.R. Laien, die wenig bis gar
keine Ahnung haben. Oder auf jemanden, der die Materie versteht, weil er
es beruflich macht und auch all das schon zigfach umgesetzt und "erfahren"
hat. Was "die Meisten" tun, das interessiert mich persönlich nicht die Bohne.
Sorry, aber das musste jetzt raus. Tatsache ist aber, andere Stabilisatoren zu
verbauen, das hat nicht viel mit Rennstrecke zu tun und verlangt auch kein
anderes Fahrwerk. Es kann zwar sinnvoll sein, sie mit besseren Dämpfern oder
einem Gewindefahrwerk zu kombinieren, einfach weil die Seriendämpfer Mist
und die bei den meisten R56 mittlerweile sowieso verschlissen sind, aber da
besteht kein grundsätzlicher Zwang.

Ich guck mir die Gutachten etwas später an.

[Twin]

du hast schon meine Aufmerksamkeit und Vertrauen, keine Sorge  
an deinen Beiträgen kann man durchaus viel Fachwissen ausmachen.

Mich hat es lediglich gewundert, da die Rollneigung ja gerade auf der Rennstrecke, zumindest nach meiner Vorstellung, doch ein wichtiges Thema ist das es zu verhindern gilt. Und eben dafür wird dem Thema Stabis zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Mich nervts hald auch auf der Straße   aber evtl. ist ja das dann genau mein Weg. Denn mit der Abstimmung des KW1 an sich bin eigentlich sehr zufrieden. Wobei ich schon vermute, dass ein härteres FW auch noch ein Wenig bringen würde.  Aber da warte ich zunächst auf deine Einschätzung bezüglich dem Federvergleich

lg Twin