MINI² - Die ComMINIty

Normale Version: Das turbo-P.I.M.L.-Racing Team
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...oder die neuzeitliche Interpretation der Geschichte der 3 Musketiere.

Die Geburt dieses kleinen Rennteams liegt schon einige Tage zurück. Ganz genau war es der Tag, an dem ein durchschnittlich erfolgreicher Rennfahrer seine letztes Formel 1Rennen fuhr: Michael Schumacher heißt der Mann und es war der 22.10.06 in Sao Paolo, Brasilien. Die Geburt fand jedoch nicht im sommerlich warmen Brasilien statt, sondern mehrere 1.000 Kilometer nordwestlich im herbstlich frischen Salzburg, Österreich. Doch trotzdem gibt es da einige Gemeinsamkeiten zwischen dem Karriereende des einen und dem Gründungstermin der anderen. Beides fand auf einer Rennstrecke statt und die Mitglieder des Teams haben genauso viel Benzin im Blut, wie dieser Michael Schumacher.

Mit dem notwendigen ironischen Abstand hat die Zusammensetzung des Teams, wie in der Überschrift angedeutet, tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Alexandre Dumas’ Romanhelden.

Etwas genauer betrachtet wäre da als erstes der Initiator des Teams, eine Art Aramis. Schweigsam, schnell, Antialkoholiker und ein richtig treuer Kamerad. Er hat in den letzten Jahren ein sehr großes MINI Tuning & Rennsport Netzwerk gespannt, in dem er sehr geschickt agiert. Er ist darüber hinaus immer an einer ständig qualmenden Zigarette im Mundwinkel leicht zu identifizieren:
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Als zweites sei die schillerndste Person des Teams etwas näher erläutert, die durchaus parallelen zu Athos aufweist. Ein Schöngeist aus gutem Haus, der allen edlen & exklusiven Dingen des Lebens zugeneigt ist, egal, ob es sich um Wein, Weib, Gesang oder schnelles Autofahren handelt. Dabei ist es ihm speziell bei Letzterem immer auch ein persönliches Anliegen, eine seiner Lebensmaximen gekonnt auszuleben: „Ride in style“:
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Werfen wir einen Blick auf den dritten im Bunde: Porthos, bärenstark (mit der deutlich stärkeren Betonung auf Bär denn stark), manchmal etwas rauh und durchaus impulsiv, der sich nicht so gepflegt auszudrücken versteht wie zum Beispiel ein Athos, auch nicht über dessen oder Aramis' Feinfühligkeit am Volant verfügt, aber ein großes Herz hat und einen verdammt schweren Gasfuß:
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Das wären sie also, die 3 Musketiere. Doch da war doch noch was? Richtig! Der junge Draufgänger, der etwas ungestüm seinen Vorbildern nacheifern möchte und mit seinem Mut die deutlich älteren Haudegen immer wieder beeindruckt, die neuzeitliche Interpretation eines D’Artagnan:
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Ähnlich wie die Romanvorlage haben die 3 + 1 Musketiere eine Art Monsieur de Treville, der uns als Mentor mit seinem Know How rund um den Rennbetrieb mit Rat & Tat zur Seite steht:
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Doch es gibt auch deutliche Abweichung von dem 1844 geschriebenem Buch: Das turbo-P.I.M.L.-Racing Team hat definitiv keinen intriganten Gegenspieler in Form eines Kardinals Richelieu, der versucht, Bremsleitungen durchzuschneiden, falsche Motorsoftware aufzuspielen oder Zucker in den Tank zu schütten.

Und noch eine Abweichung vom Original: Die Zahl der Pferdestärken hat sich deutlich verändert. Anstatt mit 1 PS pro Mann unterwegs zu sein (wer hat nicht schon einmal über die Beschreibung von D’Artagnans Pferd „Pomme de Terre“ geschmunzelt), bewegen die Herren durchweg über 100 PS pro Mann und stellen sich mit Helm, Rennfahrerschuhen & -handschuhen ihren Gegnern anstatt mit Mantel & Degen.

Der größte Gegner an diesem 22.10. ist jedoch nicht nur das Teilnehmerfeld dieses ganz anderen „Fahrerlehrgangs“, sondern auch der Kampf mit der auf den zweiten Blick doch deutlich anspruchsvoller als erwarteten Strecke in der Nähe von Salzburg.

Doch genug den Vergleich zu einem Roman aus dem 19. Jahrhundert bemüht. Das erlebte ist mindestens genauso unterhaltsam, wie das Mantel & Degen Scharmützel.

Hier die Fakten:
Am sehr frühen (06:30h) Sonntagmorgen des 22.10.2006 traten drei mehr oder weniger serienmäßige MINI Cooper S und 1 MINI One bei frostigen Temperaturen und strahlend blauem Himmel an, um diversen VW Gölfen...
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...und sonstigen Fahrzeugen,
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die man sportlich bewegen kann, das Fürchten zu lehren.
Doch so einfach, wie gedacht, gestaltete sich die Sache nicht, denn zu erst einmal lehrte man uns das Fürchten. Der Reihe nach: Bis 07:00h Box suchen und beziehen, Fahrzeuge von allem unnötigen Ballast und nicht festen Gegenständen befreien. Radmuttern prüfen, Reifendruck korrigieren. 07:30h: Fahrerbesprechung mit Einweisung in den Tagesablauf -> 2x freies Training, Qualifying, 2 Rennen à 12 Runden, Siegerehrung. Dazu noch Flaggenkunde und allgemeines Verhalten bei einem Unfall und Ankündigung von Strafen bei Mißachtung des Gesagten. 08:30h: Letzte Tips von der grauen Eminenz („Geht mit dem Reifendruck nicht zu weit runter. Der Reifen erwärmt sich erstens bei diesen Temperaturen nicht so stark und zweitens darf der Reifen in der ultraschnellen Fahrerlagerkurve nicht übermäßig walken, daß kann tödlich sein – für den Reifen und auch für Euch.“Wink. Die Folge dieser eindringlichen Worte: Wir hatten Respekt. Viel Respekt. So viel Respekt, daß unser Mentor anscheinend ein gewisses Unwohlsein in unseren Gesichtern entdeckte und spontan vorschlug einige Runden in einem MINI Pace Car mit gedrosseltem Tempo vorauszufahren, um den Lernprozeß „wie sieht die Ideallinie auf dem Salzburgring aus“ zu verkürzen. Wir nahmen diesen Vorschlag mehr als dankbar an:
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09:00h: Helm auf, Handschuhe an und los ging es. Mit eingeschalteter Warnblinkanlage entdeckten wir einige im Schatten liegende Fahrbahnabschnitte, die uns schon im Pacecartempo deutlich spüren ließen „slippery when wet“. Doch das war nicht die einzige Erkenntnis während dieser ersten Runden. Viel erschreckender war nämlich die ziemlich schnell gemachte Erfahrung: Da draußen herrscht Krieg! Doch nicht die Franzosen kämpften gegen die Engländer, nein, Frontantrieb kämpfte gegen Heckantrieb, Sauger gegen Turbo und besetzt waren alle „Kampfwagen“ mit mittelmäßig begabten Fahrer mit einem durchaus fatalistischem Ansatz: „Sieg oder Akia!“

Die 4 MINImalisten kamen ins grübeln. War das Erlebte, das was wir uns für einen Sonntag auf einer Rennstrecke erwünscht hatten? X Geisteskranke, die mit ihren nicht mehr straßenzugelassenen 3er BMWs, Gölfen und sonstigen 80er & 90er Fahrzeugen unterwegs waren, die zum Teil beeindruckend bzw. beeindruckend dillethantisch in irgendwelchen Garagen vorbereitet wurden für die Jagd auf die goldene Ananas? Unsere klare Antwort: NEIN! Aber was sollten wir machen? Jetzt standen wir schon mal in der Boxengasse des Salzburgrings und hatten auch genügend Geld für diesen Tag investiert. Kneifen gilt jetzt nicht, also lautete die neue Devise: „Augen zu und durch“, was natürlich nicht ganz wörtlich zu nehmen war. Zwinkern
Mit etwas flauem Magen starteten wir zu unserem zweiten Stint, nur um noch haarsträubenderere Situationen zu erleben. Oder wie würdet Ihr es bezeichnen, wenn Ihr unter Aufbringung Eures ganzen Fahrkönnens mit 160 + X km/h die Fahrerlagerkurve durcheilt, den Anbremspunkt der anschließenden 180° Kurve noch gerade so erwischt und dann einlenken wollt, doch, oh Schreck, dort quetscht sich gerade ein orangefarbenes Monster in Form eines 600PS starken Porsche 993 GT2 mit Slicks an Euch vorbei... ohne Rücksicht auf Verluste, in einem freien Training.
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Oder Ihr kitzelt nach der Nocksteinkehre gerade alles aus Eurem MINI raus, was er an Leistung zur Verfügung hat und werdet dann vom Sog eines ultraknapp an Euch vorbeipreschenden froschgrünen VW Scirocco durchgeschüttelt, nur um 300 Meter später eine Wand aus verbranntem Öl im Blindflug zu durchpfeilen mit der Erkenntnis: „Huch, da steht er wieder, der Laubfrosch, scheint wohl mit einem kapitalen Motorschaden gestrandet zu sein. Doch warum war der vorher so schnell?“

Tja, nicht überall, wo Scirocco draufsteht, ist VW drin. In diesem Fall wurde die Hinterachse des 70er Jahre Kultmobils von einer Kette angetrieben. Folgte man mit seinem Blick den Kettengliedern, staunte man nicht schlecht, als man direkt hinter dem Fahrersitz zwei gekoppelte Yamaha R1 Motoren fand (für die Nicht-Motorradkenner: Wir reden hier von 2x 1.000ccm mit mindestens 150PS pro Motor bei weit über 10.000U/min. Wißt Ihr, wie geil das klingt?). Geschaltet wurden die beiden separaten Getriebe über ein Schaltgestänge und Gas gegeben über ein Gaspedal. Doch genau da lag das Problem: Die Synchronisation war nicht zu 100% perfekt. Das Resultat: Ein Motor „schob“, einer „zog“. Die Folge: Ein Motor platzte spektakulär und legte eine vortreffliche Ölspur
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auf den schnellsten Streckenabschnitt. Bis dahin ging das Teil brachial und folgte den anwesenden 911ern mühelos und lag zudem deutlich ruhiger.
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Um 10:30 Uhr war der Spuk der ersten zwei freien Trainings à 30 Minuten vorbei. Allmählich arrangierten sich die vier Musketiere mit den Gegebenheiten. Auf der Suche nach einem sauberen Strich über den Rundkurs, der geprägt ist durch zwei schwierige 180° Kurven, die auf der einen Seite durch eine ewig lange bergauf Passage verbunden werden und auf der anderen Seite durch die Start-Ziel-Gerade, die wiederum von einer kniffeligen links-rechts-links Kombination (jeweils 90° Kurven) und einer ultrafiesen Schikane eingerahmt wird, konnten sich die MINI Haudegen die einzelnen Sektion zunehmend einprägen. Zusätzlich motivierte uns unser Monsieur de Treville mit den Worten: „Ihr macht das super Jungs!“ Trotzdem wurde hitzig diskutiert: Die Einlenkpunkte, die Bremspunkte, die Fahrbahnbeschaffenheit und natürlich das Verhalten der anderen Teinehmer dieses doch etwas anderen Fahrertrainings. Das etwas frustrierende Fazit aller vier Recken nach der ersten zwei Stints auf dieser Strecke: Wir haben noch keine einzige vernünftige Runde zustande gebracht!

Tolle Aussichten, wenn man bedenkt, daß in knapp 30 Minuten das Zeittraining beginnt. Die Folge war, daß sich leichte Nervosität bei den Musketieren breit machte. Der eine rauchte eine Zigarette nach der anderen, der andere suchte ein stilles Örtchen auf und der dritte im Bunde versuchte zu entspannen unter der Aufsicht der Zofe Constance. Constance?
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Richtig, wie bei jedem guten Abenteuerroman, darf auch bei der neuzeitlichen Adaption der drei Musketiere eine Frau nicht fehlen. Jedoch verlangt die Angleichung an das Jahr 2006 eine gewisse Herausforderung an die Phantasie des Lesers, denn eigentlich hat die Romanfigur Constance Bonacieux mit ihrer neuzeitlichen Interpretation nur die erste Silbe des Vornamens gleich. Ansonsten ist es nämlich Aramis, der sich von ihr mit Kaltgetränken und einfühlsamen Worten verwöhnen läßt und nicht – wie im Original - D’Artagnan. Auch läßt sich die Rennfahrer-Zofe nicht durch einen ausgeklügelten Fechtstil oder tollkühne Reiterei beeindrucken. Eine saubere Linie durch das Kurvengeschlängel fasziniert sie viel mehr, was sie auch elegant zu dokumentieren weiß.
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Und wie bekämpfte der Vierte im Bunde seine Nervosität? Er machte sich Gedanken, ob man das Erlebte nicht in irgendeiner Form schriftlich festhalten könnte. Zwinkern
11:00 Uhr, die Boxenampel für die Gruppe rot springt auf grün! Den Sicherheitsgurt noch einmal im Becken- & Brustbereich strammgezogen, die Rückenlehne noch einen Kick aufrechter gestellt und auf der Suche nach der optimalen Sitzposition den Sitz auf der Sitzschiene kurz eine Raste vor und wieder zurückgeschoben. Der Abstand Beine/Pedale und Arme/Lenkrad war bereits optimal. Jetzt gilt’s. Wir rollten los. Konzentrierter Blick nach vorne.
Aramis: [attachment=14111] Athos: [attachment=14113] Porthos: [attachment=14112] D'Artagnan: [attachment=14114]
Doch halt, was war das? Ganz Profi, haben die Musketiere beim Entdecken von Constances Kamera ein lächeln bereit
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oder eine freundliche Geste
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oder eben nicht
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und wo schaut Aramis hin?
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Wir hüllen lieber den Mantel des Schweigens über seinen Blickwinkel, denn Boxenluder gab es auch hier. Pfeiff
Auf dem „Schlachtfeld“ Salzburgring bot sich nach den unangenehmen freien Trainings ein ganz neues Bild: Disziplin! Keine Windschattenduelle auf Biegen und Brechen, keine gewagten Ausbremsmanöver. Alle waren auf der Suche nach ihrer „freien Runde“, in der man seine Bestzeit fahren konnte. Auch die vier wackeren MINI Reiter hatten Glück:
Schnellster von ihnen war Aramis mit seiner geheimen Wunderwaffe, die mit ihrem sensationellen Kompressorklang für DAS Gesprächsthema in der Boxengasse sorgte. Porthos wurde als zweitschnellster gestoppt. Über sein Gefährt schmunzelte man eher, denn wer zieht schon mit einer Kutsche mit Stoffdach ins Feld. Athos wurde der Dritte von Vieren. Über ihn tuschelte man auch in der Boxengasse, aber aus ganz anderen Gründen.
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Vierter wurde D’Artagnan. Auf Grund seine Leistungsmankos ist dieser Platz aber keine Schande, denn mit über 50 Pferdestärken weniger in seinem Streitwagen, sind 8 Sekunden Abstand zu den übrigen drei mehr als respektabel.

Erschöpft und hungrig machten sich die vier Herren und eine Dame auf, die Mittagspause zu nutzen, ihre MINIs zu betanken und die Mägen zu befüllen. Wir hatten Glück und genossen niedrige Benzinpreise und leckere Pizza an diesem herrlichen Herbsttag. Frisch gestärkt ging es um 14:30 Uhr weiter und da war sie wieder unsere Sorge: Mit den Irren in einer Startaufstellung? Dazu einen fliegenden Start? Das kann nur Schrott geben in der ersten Schikane, in die nach dem Start alle, wie die Hyänen aus über 180km/h reinbremsen. Dafür sind uns unsere Alltagsfahrzeuge doch zu schade.

Auf unser bitten hin und auf Grund der guten Kontakte unseres Monsieur de Treville erwirkten wir ein Einsehen bei den Veranstaltern bzw. der Rennleitung. Wir vier und zwei weitere Verbündete in Form des allseits bekannte GULF-MINIs und eines GPs
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durften hinter dem Feld mit einem angenehmen Respektabstand starten. Wir wollten schließlich mit unseren MINIs auch wieder nach Hause fahren, was manch anderer Teilnehmer nicht als Ziel sah. Wozu auch? Denn der Großteil der Fahrzeuge wurde sowieso auf Anhängern transportiert. Da spielt der Zustand des Transportgutes eigentlich eine untergeordnete Rolle:
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