03.01.2020, 16:05
(03.01.2020, 06:46)spg schrieb: 1. Je mehr Vorspur, so stabiler der Geradeauslauf, also das Gegenteil von Agilität.
2. Für den Alltag sind Sturzwerte um -2 Grad schon grenzwertig, vor allem in Verbindung mit starker Vorspur, da ist der Reifenverschleiss vorprogrammiert.
zu 1.: Da muss ich dir etwas widersprechen, das stimmt so pauschal nicht. Ordentlich Vorspur an der VA, so um die 20 Minuten, fördert ganz klar das Einlenken, das Auto wirkt agiler, direkter, u.U. sogar giftig, wenn man vorne mehr Vorspur einstellt als hinten. Generell verringert etwas Vorspur auch die Seitenwindempfindlichkeit (weil ein Windstoß mehr Last auf das abgewandte Rad bringt, das erzeugt ein Gegensteuern), aber sehr hohe Vorspurwerte an der VA verschlechtern den Geradeauslauf auf unebener Fahrbahn genauso wie hohe Nachspurwerte. Also vorsichtig mit Verallgemeinerungen.
zu 2.: Nur zur Präzisierung: Im Allgemeinen hilft etwas mehr Vorspur, den durch hohen Sturz bedingten Verschleiß etwas gleichmäßiger zu verteilen. Das ist eine seit Jahrzehnten bekannte Grundregel, an der sich nichts geändert hat.
Bei all dem darf man aber auch nicht vergessen, dass wir hier von statisch bestimmten Werten sprechen, auf dem Messstand, Lenkung in Geradeausstellung. Im Fahrbetrieb wirken allerlei Kräfte auf die Räder ein, und da sieht es ganz anders aus. So geht z.B. bei allen modernen Autos die VA unter Belastung in Nachspur über, weil das die Stabilität beim Bremsen fördert. Hinzu kommt die Kinematik der Lenkung. Mit zunehmendem Lenkeinschlag geht die Mini-VA ebenfalls in deutliche Nachspur über, Stichwort Ackermann. Weil es sich um ein Alltagsauto handelt, bei dem im Stadtverkehr die Reifen nicht radieren sollen (die kurveninneren Räder fahren einen kleinren Radius). Das ist übrigens bei Formelrennwagen (mit denen man sich ausschließlich im Grenzbereich bewegt, also mit Schlupf) genau umgekehrt. Sie erzeugen Vorspur ("Anti-Ackermann"). Warum? Weil das belastete kurvenäußere Rad mehr Schräglaufwinkel verträgt bis das Querkraftmaximum erreicht ist. Vorspur in Kurven bringt also höhere Querbeschleunigungen. Das ist eine Tatsache, jeder Renningenieur weiß das! Diese vom Lenktrapez generierte Vorspur ist weitaus größer als ein paar alberne Winkelminuten.
Die Vorschläge von Krumm sind goldrichtig. Damit fährt die Mühle agil und sicher.