Beiträge: 4.241
Themen: 54
Gefällt mir erhalten: 34 in 29 Beiträgen
Gefällt mir gegeben: 0
Registriert seit: 14.06.2011
Wohnort: Freistadt, Oberösterreich
Endlich tut sich hier mal wieder was! Und Fotos von deinem alten Blech sind immer gern gesehen (auch wenn ich die schon kenne, aber das ist wieder ein anderes Kapitel).
Für euch alle mal eine Geschichte aus dem Nähkästchen zum Thema Recht, Theorie und Praxis. Wir haben ja im November bekanntlich den Zafira bei einem Händler mit Migrationshintergrund erstanden. Ohne Vorurteile schüren zu wollen, aber ganz unbegründet sind manche Vorbehalte eben nicht, gerade wenn sie im Milieu geradezu Klischeehaft sind und sich in der Praxis bestätigen....gleich vorweg, ich hab dort nur gekauft, weil klar war, dass das Auto "sauber" ist, nachvollziehbar war wo es herkommt und vor allem, der Wagen war noch keine 2 Wochen abgemeldet und ist in der Zeit vom Vorbesitzer über "Wir kaufen dein Auto" und deren Händlerbörse bei ihm gelandet. Dazu wurde jedes Jahr im Mai brav bei jenem Opel-Händler zum Service gebracht wo ihn der Vorbesitzer damals neu gekauft hat.
So, nun zum eigentlichen Thema. Als wir zur Probefahrt aufgebrochen sind, befand sich rechts hinten zu wenig Luft im Reifen. Also zur Tankstelle, aufgepumpt und los. Probefahrt in Wien im Stadtverkehr und auf der Autobahn bei maximal Tempo 80. Dann in eine von mir gewählte Werkstatt für einen kleinen technischen Check und zurück zum Händler. Auto grundsätzlich ok, gekauft, Papiere eingepackt und zurück nach Hause. Am nächsten Tag angemeldet und Tags darauf ist Ines alleine nach Wien gefahren und hat das Auto abgeholt. Bei Abholung wieder zu wenig Luft im Reifen. Also nochmal aufgepumpt und ab nach Hause. Am Heimweg stellte sie fest, dass er manchmal "vibriert" bzw. "flattert" - ich hab das erst auf die Reifen zurückgeführt und um nicht unnötig Troubles zu machen und aufgrund der Entfernung die Sache selbst in die Hand genommen. Ab zum Reifenhändler, den Gummi am von Luftverlust betroffenen Reifen abgezogen, das korrodierte Felgenhorn (die Winter-Alus haben ihre besten Tage hinter sich) geschliffen, lackiert, Gummi drauf, alle 4 Räder neu gewuchtet und gut wars. Dachte ich. Sporadisch trat das immer wieder auf, ich habs auf die Reifen zurückgeführt, wieder neu gewuchtet, Vorderachse/Hinterachse getauscht etc. Letzte Woche kamen die Sommerreifen drauf, und, Überraschung, er zeigt immer noch das gleiche Verhalten, mit den 225er Patscherln sogar etwas deutlicher als bisher. Beim zackigen Beschleunigen spürt man - Geschwindigkeitsabhängig ab ca. 65 km/h - ein vibrieren, welches sich auf das ganze Auto überträgt, aber schlagartig weg ist, wenn man vom Gas geht - sprich, die Sommerreifen sind perfekt gewuchtet, denn wenn man ihn einfach laufen lässt, liegt er super.
Ich hab in der letzten Woche insgesamt 6 Mechaniker zu Rate gezogen. Einer hatte den Zweimasseschwung in Verdacht, alle anderen waren sich relativ einig, dass eine Antriebswelle der Übeltäter sein muss. Der Zafira hat jetzt 107.000km - laut Opel kein typisches Verschleißteil bei der Kilometerleistung. Und niemand kann mir sagen, ob es die linke oder die rechte Welle ist - wobei der Verdacht nahe liegt, dass es die rechte Welle ist, da die ja über eine Zwischenwelle und ein Zwischenlager mit dem Getriebe verbunden ist. Original kostet eine Welle bei Opel 680€, beim freien Teilehändler bekomm ich sie um ca. 300€, Arbeitszeit für den Wechsel ca. 1h. Ich hab den Händler damit konfrontiert, er hat erst abgeblockt und meinte da könne jeder kommen und ich hätte keine Ahnung was die Leute alles von ihm wollen. Außerdem sei er der Meinung, es gäbe keine Gewährleistung weil ja ein Check vor dem Kauf durchgeführt, und da nichts festgestellt wurde. Aber ich könne gerne vorbeikommen, er würde sichs anschauen, entscheiden ob das ein Gewährleistungsfall wäre, dann eventuell Teile besorgen und einen Termin in einer Werkstatt ausmachen, jedoch keinesfalls am gleichen Tag. Wir sind in Braunau, von hier sinds 300km nach Wien, 2x hin und Retour macht 1.200km, der weiß genau, dass ich mich darauf nicht einlasse. Sein Angebot waren erst "Einmalig 200€" - mittlerweile stehen wir bei 300€ (wäre für mich ok, wenn ich sicher sein kann, dass es die rechte Welle ist - Material wäre abgedeckt, Einbau mach ich selbst mit meinem Cousin der Opel Mechaniker ist).
Zur rechtlichen Lage, die ist eindeutig. In den ersten 6 Monaten greift bei Mängeln die kein bloßer Verschleiß sind die gesetzliche Vermutung der Mangelhaftigkeit bei Übergabe. Daran ändert auch der Check und die Formulierung im Kaufvertrag "Kunde kennt die Mängel" nichts. Diese Formulierung kann sich nur auf den "Mangel" der zu ersetzenden Glühstifte beziehen, das war da Einzige was beim Ankaufstest festgestellt wurde. Zwar haftet die Werkstatt die den Ankaufstest macht eigentlich auch für Mängel, die sie nicht feststellt, aber nur wenn sie offensichtlich sind. Mängel die erst bei Ausbau von Teilen feststellbar sind und sich sonst nicht zeigen (verdeckter Mangel) können nicht per se ausgeschlossen werden. Ich kann dokumentieren, dass trotz mittlerweile 11.000km mehr am Tacho der Mangel von Anfang an zumindest angelegt war und sich sporadisch zeigte, was aber erst den Reifen bzw. Felgen zugeschrieben wurde. Erfüllungsort des Vertrags ist beim Autokauf in der Regel der Firmensitz des Händlers und der Händler hat erst Mal die Chance zu bekommen, den Mangel zu beseitigen. Auch wenn das mit der Entfernung hier doof ist, eigentlich müsste ich nach Wien fahren und ihm die Chance zum nachbessern geben. Die unbürokratische Abwicklung über eine Werkstatt hier, wäre goodwill den er scheinbar nicht hat. Das höchste der Gefühle ist für den Händler die Übernahme der Materialkosten.
Alle Mechaniker die den Wagen bislang gefahren sind, meinen es kann eigentlich nur von einer Antriebswelle kommen, ist aber zu wenig deutlich um sicher sagen zu können welche es ist. Auch meinten alle, sie würden lieber jetzt das Geld nehmen, zur Seite legen, weiterfahren und wenns eindeutig ist reagieren als jetzt auf Verdacht mal heiter Teile zu tauschen. So weit so gut. Denn, wenn die ersten 6 Monate erst mal rum sind wirds sowieso schwierig da dann der Beweis zu erbringen ist, dass der Mangel bereits im Übergabezeitpunkt vorhanden war. In unserem Fall nicht denkunmöglich, trotzdem nicht erstrebenswert.
Heute kam ein Mail vom Händler, ob ich mir sein 300€ Angebot überlegt hätte und wenn ja soll ich ihm doch bitte folgendes Formular unterschreiben und übermitteln - selten so gut gelacht....
"Ich,.........................................., geb. am …................ bestätige hiermit den Erhalt von 300 Euro vom Hr. ******vic M**** bezüglich des Schadens am Opel Zafira (WOLOAHM75********). Ich,................................................. bestätige hiermit das ich mit 300 Euro zufrieden bin. Der Schaden wurde durch 5 verschiedene Mechaniker begutachtet. Der Händler übernimmt keine Haftung das der Schaden (Antriebswelle) der richtige ist da es vom Kunden überprüft worden ist. Das Geld wird aufs Konto überwießen. Ich bestätige hiermit das ich vom Händler keine weiteren Forderungen stellen werde und das ganze von beiden Seiten geklärt ist."
Überhaupt der letzte Satz ist zum schießen. Er versucht damit, innerhalb der ersten 6 Monate der 12-Monatigen Gewährleistung mal eben mit der einen Zahlung die Gewährleistung an sich auszuschließen, auch für alle weitern Eventualitäten. Ist rechtlich natürlich nicht haltbar. Neben einem Deutschkurs empfehle ich ihm dringend Nachhilfe in Sachen Gewährleistungsrecht, Verbraucherschutz und Konsumentenschutzgesetz....
To be continued....
Wie gesagt, wär er nicht so weit weg, ich würd ihm das Auto auf den Hof stellen. Und dabei bleiben. Denn die Werkstatt nebenan und die dort agierenden Gestalten wirkten damals wenig vertrauenerweckend.
Ist halt Schade, das Auto an sich ist gut, nur die Sache grad vermiest einem halt die Freude daran doch ein bisserl....
LG;
Manuel
Ein MINI wird nicht gebraucht, ein MINI wird geliebt!