(03.04.2022, 16:40)micha1011 schrieb: Beim R55 (und bei anderen Minis?) ist laut Krumm in der ECU hinterlegt, dass die
Temperatur last- und geschwindigkeitsabhängig zwischen 86 und 105 Grad schwankt.
Hab ich auch so beobachtet.
Nicht ganz. Die
ZIELtemperatur bewegt sich je nach Last zwischen diesen
beiden Werten. Das heißt, die Motorsteuerung strebt einen entsprechenden
Wert an. Ob dieser auch tatsächlich erreicht wird, das steht aber auf einem
völlig anderen Blatt.
So ist es bspw. recht leicht, bei hochsommerlichen Temperaturen und einge-
schalteter Klimaanlage sowie geringer Last (Landstraße 80 km/h) auf eine
Kühlmitteltemperatur von 105°C (oder auch 108°C) zu kommen. Das sorgt
für dünnes Öl, was wiederum zu geringerer Reibung führt. Die Viskosität von
Motoröl ist immer temperaturabhängig. Nebenbei sorgt heißeres Öl auch für
ein zügiges Austragen (Verdampfen) von Kraftstoff- und Wasserkondensat im
Öl, gerade im Winter.
Aber bei Volllast (bspw. Autobahn mit 200 km/h) und ebensolchen sommer-
lichen Temperaturen wie zuvor auf den dann zugrundeliegenden Zielwert von
86°C kommen, das gelingt nicht, denn dafür ist die Kühlung viel zu schwach,
schon weil sie nicht grenzenlos überdimensioniert sein kann.
Schon besser sieht es bei Volllast im Winter aus. Aber selbst unter Null Grad
wird der Zielwert auch nur selten erreicht. Dafür bräuchte es schon arktische
Temperaturen. Immerhin kommt man unter 0° dem Zielwert ein wenig näher.
Deshalb, ohne dir zu nahetreten zu wollen - schließlich war nicht nicht dabei,
aber ich bezweifle doch, dass du unter Volllast allzu oft 86°C gesehen hast.
Trotzdem macht die Regelung Sinn. Schließlich wird diese Strategie mittler-
weile von nahezu allen Herstellern gefahren, und das aus guten Gründen. Ich
hatte oben die Effizienz und den Austrag von Konsensat genannt, was beides
für möglichst heißes Öl unter Teillast spricht. Übrigens ist damit auch die Heiz-
wirkung im Winter besser. Und für abgesenkte Temperaturen unter Volllast
sprechen u.a. die geringere thermische Belastung von Zylinderkopf und Kolben,
ggf. der Lagerung des Turboladers sowie die geringere Klopfneigung, mit der
sich unnötige Rücknahmen des Zündwinkels vermeiden lassen (Klopfsensor).
Auch den Pleuellagern dürfte es gut tun, denn wenn das Kühlmittel kühler ist,
dann ist es auch das Öl, und kühleres Öl ist zwangsläufig auch dicker (weniger
dünn), und in der Folge ist es auch der Schmierfilm.
Das alles hatten wir hier im Forum schon mehrfach, und ich erinnere nur daran.
Irgendwelche Irritationen und Zweifel am Sinn dieser Regelung sind also völlig
unnötig. Befürchtungen, das "heiße" Öl wäre ungut, sind sowieso Unfug. "Heiß"
ist es bei weitem nicht. Als "heiß" würde ich 150°C ÖT gelten lassen, und diese
Temperatur wird bei Volllast im Kolbenringbereich bei weitem überschritten, und
das auch bei abgesenkter Kühlmitteltemperatur. Trotzdem übersteht gutes Öl
die lokal anliegenden Temperaturen von 300 bis 450°C einigermaßen problemlos.
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