Ich habe auch erst 4 oder 5 F56 in dem Gebiet gesichtet, in dem ich mich hauptsächlich bewege. Ich komm halt nicht in "ganz Österreich" herum wie andere Personen, die zum Zählen des neuen MINI anscheinend ihr Heimland komplett durchkreuzen. Sondern bewege mich hauptsächlich in den westlichen Vororten unserer Bundeshauptstadt (Radius keine 20 Kilometer). Jedoch gibt es in diesem Sichtungsgebiet für mich auch sonst nicht sonderlich viele MINI der R-Baureihen zu sichten. Die MINI-Dichte nimmt Erfahrungsgemäß in der Innenstadt beträchtlich zu, wo ich mich aber kaum aufhalte.
Die F-Reihe wird noch brauchen, bis man sie noch mehr in den Straßen zu Gesicht bekommt. Die derzeit noch geringe Wahrnehmungsmöglichkeit des F in der Öffentlichkeit hängt von mehreren Faktoren ab, als nur dem individuell als schön/unschön empfundenen Design.
Der MINI ist schon lange in der Normalität angekommen. Bis in die ersten R56-Jahre war der MINI noch etwas Besonderes. Da gab es keine direkte Konkurrenz die in Sachen Technik, Optik, Coolness, Drolligkeit ... was auch immer jeden einzelnen Interessenten angesprochen hat ... mithalten konnte. Die Kleinwagen waren bis dahin eher bieder und fad. Ausnahmen gab es da sicherlich bereits. Dann versuchten die Mitbewerber mit Optik und Individualität einen Stück vom Kuchen zu ergattern. Der Suzuki Swift versuchte dies mit verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten per Aufklebersets. Der Fiat 500 setzte ebenso auf den Retro-Charme. Opel Adam mit dem pfiffigeren Design als der Rest der Opel-Produktpalette. Aktuell der neue Renault Twingo, Toyota Aygo usw... setzen in erster Linie alle auf eine auffallende Optik und einem Angebot an Individualisierungsmöglichkeiten. Damit sprechen sie auch viele Kunden an. Einfach weil es etwas Neues ist und die Kunden immer was Neues wollen. Dagegen ist der MINI in seiner dritten Generation einfach keine Neuigkeit mehr.
Was aber noch viel entscheidender für den Otto-Normalverbraucher ist: Diese Modelle sind alle beträchtlich günstiger in der Anschaffung - gemeint ist die Basisvariante. Kleinwagen werden zum Großteil von Leuten gekauft die in oder um Großstädten herum ihr Fahrzeug bewegen. Die einfach ein Auto benötigen um von A nach B zu kommen und nicht so wie wir zum Spaß damit mit über 200 über die Autobahn heizen oder Passstraßen rauf und runter wedeln. Das interessiert die nicht! Somit brauchen die Meisten auch kein Auto, dass das kann (und das kann der MINI selbst in der ONE- Standardausführung immer noch besser als die Mitbewerber), sondern ein FZG das günstig ist und ihre Eitelkeit damit stillt, dass sie etwas Besonderes, was noch nicht so viele haben, besitzen können.
In dem Autohaus in dem ich arbeite (Als Größenordnung: im Schnitt 25 MINI/Jahr - vom Neuwagen über Vorführwagen, Leihwagen bis zum Eintausch-MINI) haben wir bisher vier F56 verkauft (die habe ich natürlich nicht bei meiner oben angeführten Zählung meiner Sichtungen mit einbezogen

). Wir haben dieses Jahr aber glücklicherweise auch unseren Bestand an R56 abbauen können. Das lag jedoch nicht daran, dass diese optisch so viel besser bei den Kunden ankamen sondern einfach an der Tatsache, dass diese Fahrzeuge (hauptsächlich FZGe aus dem ex-SIXT bzw. BMW-Austria-Fuhrpark) deutlicher günstiger für den Käufer waren, als es der neue F56 derzeit sein kann. Wenn dann die ersten F56-Leihwagen aus diesen Flotten zu den Händlern gelangen (in etwa ab Anfang 2015) und diese mit entsprechenden Nachlässen versehen sind, werden diese dann eher ihre Abnehmer finden, als die eventuell noch lagernden "alten" MINI. Wobei sie dabei immer noch das Manko haben werden, trotzdem teurer zu sein, als die Konkurrenz als Neuwagen. Was verständlicherweise nicht unbedingt absatzförderlich ist.
Die Anzahl der MINI-Enthusiasten, die sich an Form UND Technik des MINI begeistern konnten, lässt schon seit Jahren nach. Das konnten wir bereits 2007/2008 anhand der verkauften Motorisierungen feststellen. Waren beim R50/R53 noch die Cooper und Cooper S gefragt, so lies dies seit damals beim R56 schon nach. Die Bestellungen schwenkten immer mehr in Richtung One-Ausführung. 08/15-Stadtauto. Die Prioritäten (Komfort, Kosten, Verbrauch, ... ) haben sich verlagert und diese Richtung verfolgt der F56 weiterhin. Ob das ein paar MINI-Fans der ersten Stunde gut oder nicht gut finden ist für den aktuellen Stückzahlabsatz vermutlich nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich relevant.
Zum R56 hatten wir erst 3 oder 4 Monate nach der Markteinführung im November 2006 den ersten Kaufvertrag. Zu unserer R56-Präsentation, zu der wir damals all unsere MINI-Kunden geladen hatten, kam kein Einziger!!!

Dagegen konnten wir einen Großteil unserer F56-Verkäufe sogar noch vor der offiziellen Markteinführung abschliessen. Die haben ihn also nur anhand der "verzerrten Bilder"

gekauft.
Bin der Meinung, dass es einigen hier gut tun würde, ihre engstirnige Sichtweise abzulegen und sich damit abzufinden, dass der Großteil der aktuellen MINI- und auch Nicht-MINI-Käufer eine viel breiter gefächerte Entscheidungsgrundlage für ihr Kaufgründe mitbringen, als sich nur alleine auf die Optik zu stützen.